Dienstag, 21. September 2010

Fang den Ball!

Und somit ist meine aktive Zeit als Spieler wohl vorbei:


Schon letztes Jahr habe ich vereinzelt mit den Kids trainiert, vor den Sommerferien wurde ich angefragt ob ich ab der neuen Saison das Torwarttrainig komplett übernehmen möchte. Gesagt getan und ich hatte den ganzen Sommer Zeit um mir ein Konzept zusammenzustellen. Ziel doppelpunkt: Die Kids sollten nicht so lausig zwischen den Pfosten stehen wie meine Wenigkeit. Obwohl, das muss an dieser Stelle würdig erwähnt werden, niemand konnte so schöne Flops an den Tag legen wie ich. So was muss man zuerst können... Flankenbälle mochte ich nicht besonders, regelmässig unterlief ich geschmeidig und elegant die Bälle, wie Zubi zu seinen besten Zeiten. An einem Tor erinnere ich mich noch heute, obwohl dieses Jahre zurück liegt: Der Ball kommt in hohem Bogen zentral in meiner Richtung. Die Abwehr hat (wieder mal...) verpennt und so rennt der gegnerische Stürmer wie vom Blitz getroffen Richtung Ball. Kein Problem, ich bin gute 2 Meter vor ihm am Ball. Was machen? Die sichere Variante: Volle Pulle Volley nach vorne. Dummerweise springt der Stürmer hoch, ich erwische den Ball perfekt und knalle ihn genau zwischen Nase und Haaransatz. Der Ball hatte so eine Wucht dass er vom 16er direkt ins Tor segelte. Fazit: Stürmer ko, Match verloren. Wir hätten sowieso verloren, by the way...

Das Trainig mit den Kids macht richtig Spass, sie sind mit Eifer dabei. Oftmals juckt es wieder in den Finger und ich möchte am liebsten die Handschuhe anziehen und selber zwischen den Pfosten stehen. Ein bisschen mehr Bewegung würde mir sowieso gut tun. Nach Ferien und Hochzeit ist mir die Waage feindlich gesinnt. Die Tage sind aber kürzer geworden und ich komme nicht wirklich zum biken. Somit steht wieder Laufen hoch im Kurs. Ich versuche erneut den Tritt zu finden und regelmässig nach draussen zu gehen. Der Schweinehund grüsst mal wieder...

Dienstag, 14. September 2010

Ruhe bitte!

So, da bin ich wieder und berichte von meinem Urlaub. Wir haben Sachen erlebt, meine Güte! Doch schön der Reihe nach... Dieses Jahr haben wir unsere Auszeit im September geplant. In der Hoffnung, weniger Volk auf den Strasse anzutreffen. Vor allem das Volk, dass einer speziellen Gattung angehört. Nein, nicht unsere teutonischen Nachbarn. Diese Leute bevorzugen es mit dem Camper oder Wohnwagen rumzukurven und haben als kulinarische Welterbe folgendes: "Frikadellen speciaaal mit Erdnussbutter" Wöööök! Erraten um wen es sich handelt? Ich zweifle nicht .-) Nun, es hatte bedeutend weniger Leute als in den Vorjahren, juhuu. Man konnte ohne zu reservieren abends essen gehen, welche Wohltat! Als Toscana-Kenner haben wir natürlich die üblichen Touristenlokale gemieden. Die waren natürlich immer gut besucht, sowohl von der Camperfraktion als auch von anderen Völker die sich der deutschen Sprache bemächtigten. Schon alleine beim Anblick was da als "menu a prezzo fisso" für 20 € serviert wurde drehte sich mir der Magen um. Unverständnis (mal wieder) kam auf als wir die Mimiken der Besteller sahen. Die fanden es doch tatsächlich auch noch gut! Wie tragisch, da ernährt sich manch einer von Frikadellen, Döner, Fertipizzas und Burgers, kommt in die Toscana und geht in so einem Lokal speisen, in der Überzeugung dass das die ultimative toscanische Küche ist und schwärmt womöglich noch davon. Tja, euer Schicksal ist es nun mal verwehrt, wahre Gaumenorgasmen zu erleben. So ein Pech. Mein Highlight war in Bolgheri, der Heimat des Sassicaia. Bei der Enoteca Tognoni haben wir bereits in den Vorjahren vorzüglich getafelt, und auch dieses Jahr wurden wir nicht enttäuscht. Beim ersten Besuch hatte ich Taglierini mit Wildschweinragout, danach eine tagliata di manzo. Beim zweiten Besuch verzichtete ich auf die Vorspeise. Demnach musste der Hauptgang folglich üppig sein oder? Und was gibt es denn das so üppig ist dass ich ohne zu meckern auf eine Vorspeise verzichte? Genau. Die Königin unter den Steaks, la bistecca alla fiorentina! Vom Chianina-Rind. Das Kg für sagenhafte 40 €! Hier in einem Deli-Laden habe ich einen Kg-Preis von 125 Fr. ausgemacht. Also, da bestellte ich so ein Mordsteil und der Kellner kam kurze Zeit später zurück und fragte mich welche ich den wollte. Er hatte nämlich nur noch 2 Stück. Eine von 1.5 Kg und die andere von 1.9 Kg. Bescheiden wie ich nun mal bin entschied ich mich für die kleinere...

Das Wort der Woche war übrigens folgendes: "Hapi hapi" und "Schmecker lecker" Die Story dazu: Auf dem Weg durch die Zypressenbesäumte Allee nach Bolgheri kam uns eine Karavane von schönen Oldtimer entgegen. Das parkieren verfolgten wir aus nächster Nähe. Aus den schmucken Karossen stiegen feine Leute aus. Grottenschlecht gekleidet. Ein etwas älterer Herr benutzte aus seinem offensichtlich sehr beschränktem Wortschatz folgende Worte um seinen Hunger kund zu tun: "Sooo, nun mal aber alle hapi hapi machen!" Ich kam aus dem staunen nicht mehr raus. Bei einer weiteren Gelegenheit vernahm ich wie ein Mann seiner Frau / Kollegin / was auch immer folgende Frage stellte: "Naaa, wie is es? Schmecker lecker?" Ich glaube die Dame merkte dass ich mitgelauscht habe. Meine Mimik dabei liess sie ziemlich erröten. Keine Frage, sie wollte in diesem Augenblick vom Erdboden verschwinden. Damit ist auch geklärt warum so viele deutsche Frauen auf Flavio Briatore stehen... Die Erkenntnis für die betroffenen Herren: Zieht euch anständig an und lernt, sprachlich gepflegt zu konversieren.

Biken war ich natürlich auch. Einige schöne Trails habe ich entdeckt und in meinem Programm aufgenommen. Ein Erlebnis blieb an mir haften. Schon letzte Jahr wollten ich in den Pinienwälder bein den Minen von San Carlo einem Pfad folgen, doch da der nirgends (haha...) eingezeichnet war liess ich es sein. Diesmal fragte ich im Hotel nach, ob jemand diesen Weg kennt. Ich erhielt die Info, dass dieser Weg nach Sassetta führte. Der Grossvater von Furio nahm jeweils täglich diesen Weg, um von Sassetta nach San Carlo arbeiten zu gehen. Er benötigte dabei +/- 2 Stunden. Also, wenn der Herr Grosspapa in seinen jungen Jahren 2 Stunden brauchte, so wäre es mit dem Bike wohl einen Katzensprung. Dachte ich. Also fuhr ich los und pedalierte. Pedalierte. Pedalierte. Und irgendwann war es dann mal so Steil das mit pedalieren Schluss wahr. Da ich bereits 45 Minuten unterwegs war, nahm ich an dass der "Gipfel" nicht mehr weit war. Irgendwann war auch mit schieben Schluss und tragen war die Devise. Wie gesagt, ich musste ja in Kürze da sein... Eine gute Stunde später habe ich es dann endlich geschafft. Es herrschte komplette Ruhe. Kein Wunder, es verzog sich wohl alles beim Anblick eines fluchenden Bikers... Von Sassetta aber keine Spur. Die Logik sagte, dass wenn man nun den Weg runter einfach folgt man irgendwann in diesem Kaff ankommen muss. Also fahre man, ende! Nun, Sassetta kam nicht, im Gegenteil. Ich war irgendwo in den Hügeln. Das GPS sagte: nix. Sassetta nach links. Die Karte sagte: nix. Diesen Weg gibt es nicht. Das Handy sagte: nix. Kein Empfang. Und vor mir konnte ich wählen: Links, mitte, rechts. Mein Gedanke dabei war: wenn mir hier irgendwas passiert, dann gute Nacht. Vielleicht würde ich es ja kurz vor meinem Ende noch fertigbringen, den Mittelfinger adäquat zu beugen als letzten Gruss... Und darum, 360° Kehre und alles retour. Dabei fragte ich mich wie es der Opa in 2 Stunden schaffte...

Zuletzt noch eine kleine Geschichte die uns kräftig auf die Tränendrüse drückte. In Castagneto Carducci sassen wir draussen beim Kaffee nach den Nachtessen. Während unserem ganzen Urlaub haben wir viele Katzen gesehen und unsere Gedanken waren oft bei unserem verstorbenem Hauslöwen. Als wir da so sassen, an einem Tisch bei der Wand, kam aus dem nichts eine Katze, lief elegant um den Tisch und sprang zuerst meiner Frau auf dem Schoss, danach kam sie zu mir und nahm die exakt genaue Position ein wie damals unser Mumu es pflegte zu tun, um seine gewohnten Streicheleinheiten zu erhalten. Der Besuch blieb eine gute Viertelstunde, und so wie sie kam so verabschiedete sie sich auch.

Wie immer war der Urlaub viel zu kurz, und der Alltag hat uns wieder fest im Griff. Aber nur bis Samstag. Wie es der Zufall will gehen wir fürs WE nach Verona, der Cousin meiner Frau heiratet. Festa grande? Natürlich :-)